📚 Jana stellt vor: Erklärt Pereira

 

Letzte Woche hat euch Jana "starke Kurzgeschichten aus Monatana, USA" vorgestellt. In Woche 77 unseres Projekts "vergessene Schätze" stellt sie euch erneut einen ihrer Schätze vor:
Klappentext:

Lissabon in der Zeit der faschistischen Diktatur Ende der dreißiger Jahre: Das Leben des politisch desillusionierten, zurückgezogen lebenden Kulturredakteurs Pereira ändert sich, als er den jungen Widerstandskämpfer Monteiro Rossi trifft. In ihm erkennt Pereira das Abbild der eigenen verschütteten jugendlichen Ideale. Ein langsamer Entwicklungsprozeß setzt ein, der ihn aus der Lethargie führt und zur Handlung veranlaßt. Der Roman wurde in Italien mit Marcello Mastroianni in der Hauptrolle verfilmt.



Janas Meinung:

Pereira erklärt, was geschieht, wenn sich ein unwahrscheinlicher Protagonist gegen die Diktatur stellt.

Dr. Pereira, ein übergewichtiger, herzkranker Witwer, verbringt seine Tage damit, Nachrufe auf noch lebende Schriftsteller zu schreiben (damit bei Bedarf schnell einer zur Hand ist) und französische Geschichten des 19. Jahrhunderts zu übersetzen. Seine Arbeit als einziger Redakteur der Kulturseite einer katholischen Lissabonner Zeitung hält er in den Zeiten Salazars für ungefährlich, weil unpolitisch. Erst als er den jungen Philosophie-Absolventen Monteiro Rossi als Verfasser von Nachrufen einstellt, wird ihm die Enge der Diktatur deutlich bewusst. Kein einziger Nachruf des politischen Widerständlers Rossi ist für die Veröffentlichung im Lissabon der frühen 40er Jahre geeignet. Pereira geht auf, dass es nicht reicht, sich neutral zu verhalten, sondern dass er genötigt wird, das Regime gutzuheißen. Als Monteiro Rossi seinen väterlichen Freund auf der Flucht um Hilfe bittet, bekennt Pereira schlussendlich Farbe.

Lose eingebettet in ein fiktives Gespräch mit dem Autor des Romans, „erklärt Pereira“, wie es zu den Ereignissen in jener Zeit kam. Er ist ein gutmütiger, behäbiger Protagonist, den der Leser zusammen mit all seinen Marotten schnell ins Herz schließt. Der Autor Antonio Tabucchi zeichnet ihn gefühlvoll als einsamen Mann, der nach dem Tod seiner Frau Halt sucht.

„Erklärt Pereira“ ist ein politischer Roman, in dem die Politik allerdings nie offensiv in den Vordergrund gestellt wird. Vielmehr bildet sie den Boden, auf dem die Geschichte wächst; die Diktatur fungiert als stiller, aber mächtiger Protagonist neben Pereira. Im Laufe des Romans geht dann auch dem Leser auf: Der Widerstand gegen Unrecht betrifft jeden einzelnen.

Tabucchis Werk „Erklärt Pereira“ eignet sich gut als Einstieg in die Geschichte des „Estado Novo“ in Portugal. Besonders Leser, die Pascal Merciers „Nachtzug nach Lissabon“ begeistert hat, werden Pereira mögen und sicher auch Parallelen der Charaktere beider Werke entdecken.

©2015



Meinungen von anderen Lesern:





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